Zwangssterilisationen an trans Personen als Unrecht anerkennen und entschädigen

Ein Aspekt, der mir in Zusammenhang der Beschäftigung mit dem Schwangerwerdenkönnen wichtig geworden ist, ist die Erkenntnis, dass reproduktive Selbstbestimmung von Menschen, die schwanger werden können, nicht nur bedeutet, dass sie nicht gezwungen werden dürfen, eine Schwangerschaft zu Ende zu führen, sondern dass sie auch nicht an einer Schwangerschaft gehindert werden dürfen.

Abtreibungsverbote sind moralisch verwerflich, weil sie einen Eingriff in das Menschenrecht Schwangerer auf körperliche Selbstbestimmung sind. Auch eine gesellschaftliche Behinderung von konkreten Abtreibungsmöglichkeiten – wie eine schlechte Versorgung mit entsprechenden Arztpraxen oder zu hohe Kosten – sind menschenrechtlich inakzeptabel, weil sie die körperliche Selbstbestimmung schwangerer Menschen missachten.

Auf der anderen Seite ist es menschenrechtlich aber genauso verwerflich, Menschen mit Uterus daran zu hindern, schwanger zu werden, wenn sie das möchten. Und dieses Recht wird und wurde gesellschaftliche ebenso oft missachtet. Ein Beispiel ist das Transsexuellengesetz in Deutschland, dass bis 2011 nur dann die Möglichkeit einer juristischen Anerkennung des jeweiligen Geschlechts vorsah, wenn die betreffenden Personen sich sterilisieren ließen. Das heißt, Menschen mussten ohne medizinischen Grund ihre reproduktven Fähigkeiten zerstören lassen, nur damit sie juristisch ihr Geschlecht anerkannt bekamen. Der Bundesverband Trans* schätzt, dass zwischen 1981 und 2011 mehr als 10.000 Menschen in Deutschland aus diesem Grund sterilisiert wurden.

Der Verband fordert deshalb einen Entschädigungsfonds für diese Menschen – ein Vorgehen, das von Schweden im UN-Menschenrechtsrat empfohlen wurde. Ich finde dieses Anliegen unbedingt unterstützenswert, auch weil es dazu beitragen könnte, ein gesellschaftliches Bewusstsein für das Thema zu schaffen.

Geärgert habe ich mich allerdings darüber, dass auch diese Pressemeldung des Bundesverbandes Trans wieder einmal das alte aristotelische Narrativ von „zeugenden Männern und gebärenden Frauen“ verbreitet – nur eben umgekehrt in Bezug auf „zeugende Frauen und gebärende Männer“. DAS IST ABER FALSCH!

Menschen mit Uterus „gebären“ nicht nur, sie zeugen auch, denn von ihnen stammt die Eizelle. Ein Kind wird immer von ZWEI Menschen gezeugt, denn Eizelle und Sperma müssen zusammen kommen, damit ein Embryo entsteht. Aber nur von EINEM Menschen wird dieser Embryo dann per Schwangerschaft zur Reife gebracht und geboren, nämlich von demjenigen mit Uterus.

Ich würde mir wünschen, dass sich das mal rumspricht und dass wir diesen Sachverhalt nicht mehr mit „Er zeugt, sie trägt aus“ beschreiben – und eben auch nicht mit „Sie zeugt, er trägt aus“.

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

Ein Gedanke zu “Zwangssterilisationen an trans Personen als Unrecht anerkennen und entschädigen

  1. > ist die Erkenntnis, dass reproduktive Selbstbestimmung von Menschen, die schwanger werden können, nicht nur bedeutet, dass sie nicht gezwungen werden dürfen, eine Schwangerschaft zu Ende zu führen, sondern dass sie auch nicht an einer Schwangerschaft gehindert werden dürfen. Abtreibungsverbote sind moralisch verwerflich, weil sie einen Eingriff in das Menschenrecht Schwangerer auf körperliche Selbstbestimmung sind. Auch eine gesellschaftliche Behinderung von konkreten Abtreibungsmöglichkeiten – wie eine schlechte Versorgung mit entsprechenden Arztpraxen oder zu hohe Kosten – sind menschenrechtlich inakzeptabel, weil sie die körperliche Selbstbestimmung schwangerer Menschen missachten. Das heißt, Menschen mussten ohne medizinischen Grund ihre reproduktven Fähigkeiten zerstören lassen, nur damit sie juristisch ihr Geschlecht anerkannt bekamen. Der Bundesverband Trans* schätzt, dass zwischen 1981 und 2011 mehr als 10.000 Menschen in Deutschland aus diesem Grund sterilisiert wurden.

    Der Verband fordert deshalb einen Entschädigungsfonds für diese Menschen – ein Vorgehen, das von Schweden im UN-Menschenrechtsrat empfohlen wurde.<

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