Diskursive Verantwortungslosigkeit

Was mich an den Diskurskonflikten der vergangenen Jahre fertig macht ist nicht, dass Menschen andere Meinungen haben und zu anderen Ansichten kommen als ich. Ich habe kein Problem mit Differenzen. Ich finde, man kann über sehr vieles diskutieren, auch darüber, ob bei Corona weniger Anti-Infektionsmaßnahmen möglich gewesen wären, ob sich die Ukraine nicht militärisch gegen die russische Invasion wehren soll, ob Israel nicht (auf diese Weise) militärisch gegen die Hamas vorgehen sollte.

Was mich aber zur Weißglut bringt ist, wenn diese Forderungen mit großem Pathos vorgetragen werden, man sich dann aber weigert, darüber zu reden, wie es dann weiter geht beziehungsweise was daraus folgt. Wollen wir das Risiko eingehen, dass sich das Coronavirus ungebremst ohne Impfung in der Bevölkerung ausbreitet? Was passiert, wenn Russland die Ukraine besetzt, was bedeutet es, dort eine weitere Diktatur zu haben und besteht dann nicht die Gefahr, dass es seine Aggression auf weitere Länder ausdehnt? Was passiert nach einer Feuerpause in Gaza, wie gehen wir anders als militärisch mit der Hamas um, die ja öffentlich gesagt hat, dass es ihr strategisches Ziel ist, den Krieg bis zur Auslöschung Israels weiterzuführen? Wenn man nicht mit ihr reden kann und sie nicht militärisch besiegen soll – was dann?

Ich sehe hier wirklich ein Muster verantwortungsloser politischer Agitation: Es werden einzelne Forderungen mit riesigem moralische Pathos aufgestellt, ohne sich der Verantwortung zu stellen, diese in ihrem Kontext zu betrachten. Wer wäre – kontextlos betrachtet – nicht gegen verpflichtende Impfungen, gegen Waffenlieferungen, gegen die Bombardierung von Städten? Kein vernünftig denkender Mensch natürlich.

Wenn es aber um eine konkrete Situation geht, kann es eben sein, dass dieses Schlechte das kleinere von zwei Übeln ist. Deshalb ist es fahrlässig, billig und unredlich, nur einfach diese abstrakten und wohlfeilen Forderungen vor sich herzutragen (oft auch noch im Gestus der linken Radikalität oder der christlichen Grundsatztreue oder ähnlichem), anstatt sie in eine kohärente politische Strategie einzubetten und diese dann auch zu Ende zu denken.

Ich finde, wer einen politischen Vorschlag macht, sollte sich auch der Frage stellen, was daraus konkret folgt und ob man das in Ordnung findet.

Ich bin Journalistin und Politologin, Jahrgang 1964, und lebe in Frankfurt am Main.

29 Gedanken zu “Diskursive Verantwortungslosigkeit

  1. Liebe Antje,
    Wir sind uns nicht einig über die Einschätzung der Konsequenzen. Und da hört das Gespräch auf. Meistens. Das Virus hätte sich ohne Impfung ungebremst ausgebreitet? Nein, dieser Meinung bin ich nicht. Deshalb habe ich ziemlich sicher eine andere Sicht auf die Massnahmen als du.
    Die Gefahr wäre gross, dass Russland ohne Krieg und Waffenlieferungen andere Länder in Europa angreift? Diese Möglichkeit, schätze ich als sehr klein ein.
    Die Hamas ist eine Terrortruppe und hat mit ihrem Massaker genau das provoziert, was Israel jetzt tut: Ein Massaker in Gaza mit 10mal mehr Toten. Was wäre gewesen, wenn Israel anders reagiert hätte? Weniger Krieg, weniger Tote? Mit der Hamas kann man nicht reden. Kann sein, mit welchen anderen einflussreichen Akteuren hätte man reden können? Würde Israel, ohne militärischen Angriff auf Gaza, ausgelöscht? Würden nach einem sofortigen Waffenstillstand die Menschen in Sicherheit gebracht werden? Würde die Hamas zu Verhandlungen bereit sein? Israel? Wie ist eigentlich heute das Verhältnis zwischen dem „Westen“ und der „arabischen Welt“ gegenüber vor 20 Jahren? Oder, welche Fragen würde ein feministischer Blick auf den Krieg aufwerfen? Über diese und weitere Fragen wäre zu diskutieren und die Folgen abzuschätzen.
    Politische Forderungen zu stellen ist richtig. Ich muss nicht allen zustimmen und kann trotzdem an einer Demo für einen Waffenstillstand in Gaza teilnehmen. Was ich meine, ist, auch wenn ich nicht die gleichen Schlussfolgerungen ziehe, ist meine Position eine Position und die Strategie daraus eine andere als vielleicht deine. Man kann über alles diskutieren, auch wenn die Einschätzungen über die Konsequenzen abweichen oder sogar gegensätzlich sind? Ich habe da meine Zweifel.

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  2. Und was ist andersrum mit der Verantwortung weiterzudenken, wie es mit immer weiteren Waffenlieferungen in die Ukraine weitergehen soll? Und kann man jetzt gar nichts mehr über Intensität und Umfang der Verteidigung der Isrealischen Armee sagen? Wenn man sich diese konkrete Situation anguckt, dann würde ich das schon eher umdrehen und ein unhinterfragtes weiterso der Gewaltspirale als Verantwortungslos einstufen.

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  3. @Anonymous – Ich finde schon. Denn in dem Moment, wo du – wie in deinem Kommentar hier – begründest und argumentierst, mit welchen Folgen du bei deiner politischen Forderung rechnest und warum du der Ansicht bist, dass das politisch der richtige Weg wäre, kann man ja weiter reden. Man kann Argumente finde, Fakten heranziehen, Prioritäten setzen, man kann einen politischen Diskurs führen. Wenn aber jemand sagt „Wie schrecklich, dass Israel so viel Kinder ermordet“, dann ist eine Diskussion strukturell unmöglich. Denn erstens kann man dem gar nicht widersprechen, ohne ein moralisch schlechter Mensch zu sein. Man kann auch nicht argumentieren, etwa sagen „Es sterben zwar viele Kinder, aber das ist Krieg, nicht Mord“, das wäre empathielose Haarspalterei. Und so weiter. Ich bin der Meinung, dass es in der Art der Debatte einen Unterschied gibt zwischen Absolutheitsanspruch und grundsätzlicher Diskussionsbereitschaft, und dass sich das in der Struktur des Gesagten ausdrückt und nicht im Inhalt (von klar faschistischen und menschenverachtenden Positionen mal abgesehen).

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  4. Ich mag nicht diskutieren.
    Nur dieser eine Satz über die Hamas, den hätte ich genau andersrum geschrieben:

    „Wenn man nicht mit ihr reden darf und sie nicht militärisch besiegen kann – was dann?“

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  5. 2. Versuch
    Das habe ich gestern zur Hamas geschrieben:

    „Ein Gedanke dazu: Es handelt sich eindeutig um einen Guerillakrieg, und es ist seltsam, daß niemand dieses Wort verwendet. Auch wenn die Methoden der Hamas eindeutig terroristisch sind, hat sie doch offenbar eine Massenbasis in der Bevölkerung. Vermutlich lehnen in Gaza wie überall in der Welt die meisten Menschen Krieg und Gewalt ab, aber eine große Minderheit ist stolz auf die Widerstandskämpfer, und je mehr von diesen man umbringt, umso mehr Sympathien und Nachwuchs gewinnen sie. Militärisch lässt sich so ein Krieg nicht gewinnen, es sei denn mit einem Völkermord. Das sollte seit Vietnam eigentlich bekannt sein.“

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  6. Darüber gibt es ja unterschiedliche Ansichten, und nach den verschiedenen Sachen, die ich dazu gelesen habe, würde ich sagen, es ist halbe-halbe. „Normaler“ Guerillakrieg ist ja die Situation einer fremden Besatzung, gegen die die formal machtlosen Kämpfer aufstehen, indem sie von der Bevölkerung unterstützt werden. Das ist in Gaza nicht der Fall. Da sind Hamas die Machthaber seit fast 20 Jahren. Die Zustimmung zur Hamas gründet maßgeblich auf deren Korruption: Wer zu Hamas loyal ist, wird mit ökonomischen Vergünstigungen belohnt, wer sie kritisiert, wird bestraft. Wie viel von der Loyalität noch übrig bleibt, wenn die Hamas nichts mehr zu verteilen hat, bleibt abzuwarten.

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  7. Mh. Ob nun klassisch oder nicht, meine Frage war ja, ob eine noch so gewaltige Militärmacht so einen Krieg gewinnen kann. Wenn der Preis die komplette Zerstörung von Gaza und ein Massensterben der Bevölkerung ist, wäre es doch besser, mit dem Gegner zu reden.
    Deborah Feldman hat bei „Lanz“ auf die Frage, was Israel denn sonst hätte tun sollen, gesagt (sinngemäß): erstmal nachdenken.
    In meinem Text vom Freitag hat dabe ich das etwas weitergedacht:
    „Paradoxerweise hätte gerade nach dem Terrorangriff vom 7.10. eine Chance bestanden, den Konflikt endlich politisch zu lösen. Indem Israel auf einen Gegenangriff verzichtet hätte, und mit den Sympathien der ganzen Welt im Rücken die UN aufgefordert hätte, die Kontrolle in Gaza zu übernehmen, die Hamas zu entwaffnen und die Massenmörder vor den ICC zu bringen. Daran hatten aber Netanjahu und seine Nazifreunde erkennbar kein Interesse.“

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  8. Äh, naja, also das halte ich für ein wirklich sehr unrealistisches Szenario. Die UNO konnte sich ja nicht einmal in ihrer ersten so genannen Friedensresolution dazu durchringen, die Hamas beim Namen zu nennen. Hätte Baerbock sich nicht so reingehängt, wäre der Wortlaut noch schlimmer ausgefallen. Schau doch mal den tief sitzenden Antisemitismus, der sich jetzt überall in der Welt Bahn bricht. Und die UN hat überhaupt kein Interesse daran, irgend eine Verantwortung in Gaza zu übernehmen, das hat sie ja schon kristallklar gemacht. Außerdem, selbst mal angenommen, die UN würde das machen wollen: Wenn du schaust, wie viele israelische Soldaten, ein darauf spezialisiertes Militär mit massiver Luftunterstützung jetzt schon Wochen dabei sind, um die ganzen Waffenlager und Infrastruktur der Hamas aufzuspüren, was glaubst du, welche UN-Truppen dazu in der Lage wären? Wie lange würden sie dazu brauchen? Warum sollte das „Entwaffnen“ der Hamas überhaupt mit weniger Toten ablaufen, wenn es die UN machen würde? Das ist doch alles unlogisch. Auch wenn antisemitische Propaganda uns die ganze Zeit mit Quatsch über einen angeblichen Genozid und über Juden, die Kinder ermorden, überspült, so sind die großen Zerstörungen und die Opferzahlen in Gaza der Tatsache geschuldet, dass die Hamas sich einfach in zivililer Infrastuktur und hinter Kindern versteckt. Militärisch könnte man vielleicht einiges an Zerstörung vermeiden, wenn man mehr Risiko für die Soldaten eingeht. Das macht Israel nicht, weil der Schutz der eigenen Leute ihnen wichtiger ist. Wie wäre das aber mit internationalen UN-Truppen? Würde Deutschland etwa sagen: Ach, riskieren wir das Leben unserer Bundeswehr-Soldaten, damit wir palästinensische Kinder retten? I don’t think so.

    Ich halte Deborah Feldman, ehrlich gesagt, für internationale politische Analysen keine große Expertin. Wieso sollte sie das auch sein? Ihre hauptsächliche Qualifikation, warum sie derzeit zu dem Thema durch alle Talkshows gereicht wird, scheint mir zu sein, dass sie eine Jüdin ist, die Juden kritisiert.

    Ach so, ja, und dazu, ob man die Hamas besiegen kann: Die Terrorgruppe in Gaza sicher. Ihre internationalen Unterstützer und Förderer allserdings nicht, von den Despoten überall in der Welt über eine Linke, die sich in ihren eigenen antisemitischen Memes verknotet hat, bis hin zu traditionellen völkischen Faschisten. Die davon abzuhalten, Terrorgruppen wie Hamas weiter zu züchten und zu füttern ist unsere politische Aufgabe. Aber für Israel stellt sich die Frage nicht. Das Ziel der Hamas ist es, dass Israel sich als Staat auflöst und die jüdische Bevölkerung aus dem Nahen Osten verschwindet. Das sagt sie schon immer so und auch jetzt und da ist sie auch zu keinerlei Diskussionen bereit, nur zu bisschen verschwurbeln, wenn sie machtpolitisch grad nciht anders kann.

    Die Gutgläubigkeit vieler Menschen gegenüber den Beteuerungen von Nazis, keine Nazis zu sein, finde ich wirklich atemberaubend, ob es nun völkische, islamistische oder sonst welche Nazis sind. Und im Fall der Hamas glaubt man sogar noch, dass sie keine Nazis sind, obwohl sie es laut herausschreien.

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  9. Seltsam. Ich bekam eine Mail mit deienr Antwort, aber ich stelle jetzt erst fest, daß der Text gekürzt war. Stark gekürzt. Jetzt lese ich erstmal.

    Hatte vorher das hier antworten wollen:
    Dann mach doch mal nen besseren Vorschlag, wie wir, also WIR (Welt, Menschheit) es besser hätten anstellen können, daß die Terroristen* vor GHericht kommen und die Angegriffenen* nicht das ganze Land in Schutt legen und zigtausend Leute umbringen, von denen die meisten nichts dafürkönnen?
    Es gibt Schätzungen, daß in Gaza doppelt so viele Menschen an verseuchtem Wasser und fehlender medizinischer Verorgung sterben wie durch die Bomben.

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  10. Ich stelle mir einen Kinderspielplatz vor.
    Hanne und Rüdiger spielen im Sand.
    Hanne nimmt sich einen Teil von dem Sandhaufen, den Rüdiger aber nicht abgeben will.
    Rüdiger bewirft Hanne mit Sand.
    Hanne wirft Rüdiger einen Stein an den Kopf.
    Die Erzieherin kommt und tadelt Rüdiger, verbindet seine Wunde und schenkt Hanne zum Trost eine Metallschaufel.
    Die beiden spielen weiter.
    Aus berechtigtem Ärger, aber dumm, wie er ist:
    Rüdiger bewirft Hanne mit Sand.
    Hanne haut Rüdiger mit der Schaufel auf den Kopf.
    Rüdiger bewirft Hanne mit Sand.

    usw.
    wo sind wir jetzt?

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  11. Noch was: zum Ende denken:
    Übernehme ich deine Sicht, und alle, die da jetzt noch in Gaza-City und Jabalia geblieben sind und auch die in Khan Younis, sind alles Hamas-Leute, und bereit, dort zu bleiben bis sie umgebracht werden, bis zum letzten Blutstropfen. Sollen wir denen den Gefallen tun?

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  12. Aber natürlich finde auch ich, daß Katar Haniyeh an den ICC ausliefern sollte. Am besten, nachdem Biden versprochen hat, Netanjahu auch dorthin zu bringen.

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  13. @Antje: Einem UNO-Mandat jeglichen Erfolg zum Vornherein absprechen, würde ich nicht. Es wäre sicher schwierig. Die Blauhelme dürfen meines Wissens nicht aktiv in ein Kriegsgeschehen eingreifen und ihre Waffen nur zur Selbstverteidigung nutzen. Auch fehlt mir die Einschätzung der Akzeptanz der UNO bei der Hamas, Israel und den übrigen arabischen Staaten. Es hätte den Willen gebraucht, ein Massaker, wie es jetzt in Gaza stattfindet, zu vermeiden. Ich bin nicht so sicher, ob es gelingen wird die Hamas Terrortruppe in Gaza zu töten. Wenn, wird das noch lange dauern. Was wird aus der palästinensischen Bevölkerung? Der internationale Druck auf Israel wird angesichts der grossen Zahl an palästinensischen Toten steigen. Dem Grund für die hohe Zahl an getöteten Zivilist:innen, liege daran, weil die Hamas sich in Kindergärten usw. verschanze, würde ich bezweifeln. Das ist doch eine Art Guerillakrieg. Sobald israelische Soldaten angegriffen werden, wird das Gebäude geortet und mit Raketen beschossen. Ob da noch zig Wohnungen und Kindergärten drin sind oder nicht. Wenn es darum geht eine Hamas zu „züchten und zu füttern“, hatte die israelische rechte Regierung offenbar auch ihren Anteil. Tatsache ist, dass sehr viele Frauen und Kinder in Gaza umgekommen sind. Das muss gestoppt werden.

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  14. Erstens mal gibt es noch keine Zahlen von getöteten Zivilist:innen, die nicht Hamas-Propaganda sind. Warten wir mal ab. Derzeit glaube ich keiner Seite, was die Zahlen und Verhältnisse angeht. Gesicherte Informationen gibt es schlichtweg nicht. Ein Großteil der Toten in den ersten Tagen des Krieges haben jedenfalls auch internationale NGO und UN zu verantworten, die sich zwei Wochen lang nach dem 7. Oktober geweigert haben, die Bevölkerung von Gaza zu evakuieren, ganz im Sinne der Hamas-Politik, die Bevölkerung als Schutzschilde zu nehmen. Dabei war völlig klar, dass Israel militärisch vorgehen wird. Es war von Anfang an klar, dass die einzige Möglichkeit, die Zivilbevölkerung zu schützen, darin besteht, sie zu evakuieren. Aber das wollte man nicht, aus politischen Gründen. Merkwürdige Rechnung, wenn du mich fragst.

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  15. Also, Corona-Impfungen (dafür) und Waffenlieferungen an die Ukraine (nö, eher nicht) mal beseite lassend, zur Frage „Was passiert nach einer Feuerpause in Gaza?“ als Befürworter einer solchen mal ein zweigeteilter Diskussionsbeitrag (keine Lösung oder wohlfeile Antwort).
    1. Statt Blockade und Bombardierung:
    Israel hätte zum Beispiel nach dem Massaker der Hamas erst einmal angemessen um die Opfer trauern, eine internationale Untersuchung des Überfalls (die die UNO nach eigenen Angaben angeboten hat) anregen, den Internationalen Gerichtshof einschalten (ich weiß, dass es diesen nicht anerkennt), um die Täter und Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, die Grenze zum Gaza-Streifen angemessen gegen potentielle, weitere Überfälle sichern, eine Freilassung der Geiseln international einfordern und verhandeln, alle Siedlergewalt im Westjordanland unterbinden, einen Abzug der Hamas-Kämpfer nach Katar verhandeln können.
    2. Was tun nach einem Waffenstillstand:
    Von den Befürwortern eines sofortigen Waffenstillstandes darauf eine Antwort zu erwarten, ist m. E. etwas unredlich. Zum einen, weil das Kind nun mal in den Brunnen gefallen ist (tausende Tote, noch mehr Verletzte und die Verwüstung des Gaza-Streifens) und das nicht die Befürworter eines Waffenstillstandes getan haben. Zum zweiten, weil das Retten von Tausenden an Menschenleben bereits an sich ein erstrebenswertes Ziel ist. Aber gut, wie wäre es mit: Evakuierung aller palästinensischen Zivilisten mit international verbriefter Rückkehroption ins künftig von Blauhelm-Truppen gesicherte Westjordanland in die zuvor von den israelischen Siedlern geräumten Siedlungen, Belagerung des Gaza-Streifens durch die IDF bis zur Aufgabe der Hamas, freie Wahlen unter UN-Aufsicht im Westjordanland, Wiederaufbau des Gaza-Streifens mit internationalen Mitteln, Schaffung eines Palästinenserstaates im durch einen Korridor verbundenen Westjordanland und Gaza-Streifen? Abenteuerlich, ungeheuerlich, völlig verrückt, ich weiß. Aber wie sieht denn die Alternative aus, wenn Israel schließlich – mal angenommen, das ginge überhaupt – alle Hamas-Kämpfer getötet und den ganzen Gaza-Streifen, in dem sich auch nach weiteren Zehntausenden Toten noch über 2 Mio. Menschen aufhalten werden, pulverisiert hat? Ist Israel dann sicherer? Ist eine Zwei- oder Ein-Staaten-Lösung dann wahrscheinlicher?

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  16. Die Welt tut, was ihr am leichtesten fällt. Sie schaut zu. – Für dieses Massaker an der palästinensischen Bevölkerung gebe es keine Alternative? Wirklich nicht? Und niemand stoppt die israelische Regierung und die israelische Armee, die das alles in Gaza anrichten. Niemand. Es ist unfassbar!

    Ich habe es oben schon geschrieben (aus Versehen unter anonymous) und wiederhole es hier anschliessend: Ich verurteile das Massaker der Hamas aufs schärfste ohne wenn und aber.

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  17. Es gibt kein Massaker an der palästinensischen Bevölkerung. Israel hat inzwischen 22.000 Angriffe auf – wie es sagt, aber warum sollte man das anzweifeln – militärische Ziele geflogen. Selbstverständlich sind die Zahlen der Todesopfer unter der Zivilbevölkerung zu hoch und jeder getötete Mensch ist einer zu viel Aber es sind 0,8 Todesopfer pro Angriff. Ein Massaker ist das nicht.

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  18. Zu 1. Die UNO ist von Beginn an gegen Israel. Dort sind die Staaten, die das Existenzrecht eines jüdischen Staates nicht anerkennen (oder wenn nur gezwungenermaßen), in der großen Überzahl. Israel kann seine Sicherheit nicht der UNO anvertrauen. Dazu hat es einfach zu häufig die Erfahrung gemacht, dass die UN hier vorurteilsbeladen ist. DIe Hamas ist mit UN-Behörden in Gaza aufs engste verbandelt. Die Leiterin einer UN-Schule hat über die Hamas-Massaker gejubelt. Geiseln wurden in UN-Einrichtungen gefangen gehalten und so weiter. Genau das ist ja das Problem: Die Art und Weise, wie Israel reagiert, resultiert auf der Erfahrung, dass es keinerlei internationalen Support bekommt außer von USA und Deutschland und wenigen anderen. UN-Women hat zwei Monate gebraucht, um die Vergewaltigungen der Hamas zu verurteilen. Und so weiter.
    Apropos Grenze zum Gaza sichern: Dir ist schon klar, dass Gaza weiterhin Israel bombardiert? Das ist nur nicht so Thema, weil es wegen des Iron Dome wenige Tote gibt. Die vielen toten Zivilisten in Gaza sind auch eine Folge davon, dass die Hamas – anders als Israel – sich überhaupt nicht um die Sicherheit der eigenen Bevölkerung kümmert. Es gibt keinerlei Schutzräume, Bunker, Raketenabwehr oder sonst irgendwas. Sobals Israel zuckt, gibt es zwangsläufig Tote, weil es genau das ist, was die Hamas will.
    Aus genau diesem Grund ist auch keine Verbindungsstreifen zwischen Westjordanland und Gaza möglich. Das erklärte Ziel von Hamas und von einem Großteil der palästinensischen Bevölkerung (die über Jahrezehnte geduldig darauf hin indoktriniert wurde) ist es, dass Israel verschwinden muss. Es wäre vollkommen unmöglich, dass Israel eine solchermaßen verlängerte Landesgrenze gegen Attentäter und Terroristen sichern kann.

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  19. Das ist bei so vielen Angriffen wirklich nicht viel, nicht einmal ein ganzer Mensch. Da wäre wohl die Bezeichnung militärische Spezialoperation bezeichnender? Was die israelischen Streitkräfte, IDF sagen, würde ich sehr wohl anzweifeln. Die Quellen, die ich lese, besagen, dass im Gazastreifen gezielt Gesundheitseinrichtungen angegriffen und belagert, gezielt JournalistInnen und Medienmitarbeitende als militärische Ziele erklärt und beschossen würden. Auch das kann bezweifelt werden. Die Bombardierung ist meiner Meinung nach ein Fehler und wird Israel nachhaltig schaden. Ein Massaker ist es, ich bleibe dabei.

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  20. Ich verstehe nicht, warum Sie sich so sehr darüber aufregen („was mich zur Weissglut bringt“), dass Ihrer Wahrnehmung nach gegenteilige politische Standpunkte nur mit Pathos, aber ohne Argumente vorgetragen werden, aber wenn dann jemand hier in den Kommentaren klar inhaltlich argumentiert, klingen Ihre Antworten herablassend („Dir ist schon klar“), unangemessen beschönigend („sobald Israel zuckt“) und zack-zack, ohne jeden Beleg.

    Ihre „Rechnung“ 0,8 Todesopfer pro Angriff sei unterm Strich vertretbar (so verstehe ich Sie), halte ich für zynisch.

    Dass man die UNO akzeptiert und anruft, wenn man sie politisch braucht, aber in diesem Fall als „vorurteilsbeladen“ ignoriert, widerspricht m.E. der Grundidee dieser Einrichtung.

    Dass man dem israelischen Militär glauben kann, es würden nur militärische Ziele angegriffen, finde ich angesichts der Bevölkerungsdichte in dem betroffenen Gebiet ebenfalls zynisch. Es sei denn, man begreift jeden Mann dort als militärisches Ziel und alle anderen sind selbst Schuld, wenn sie gezwungenermaßen in der Nähe stehen.

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