Lucy Parsons war eine wichtige Aktivistin des US-Amerikanischen Anarchismus über sieben (!) Jahrzehnte hinweg, und ich bin froh, dass Edition Nautilus dieses Buch herausgebracht hat. Denn es ist wirklich überfällig, dass Parsons auch in Deutschland etwas bekannter wird. Aber leider, leider ist das Buch wirklich schlecht. Die Autorin findet überhaupt keinen Zugang zu ihrer Protagonistin und nimmt sie nicht ernst. Schon auf den ersten Seiten der Einleitung urteilt sie, dass Parsons sich „täuschte“, wenn sie der Meinung war, die Öffentlichkeit habe kein Auskunftsrecht über ihr Privatleben, dass sie Dinge „nicht verstand“, wichtige Fakten „ignorierte“, dass sie zu „Einschüchterung und Drohung“ praktizierte, nennt sie „schrill“, weist ihr (vermeintliche) Widersprüchlichkeiten nach, rügt sie dafür, ihre Mutter verlassen und ihre Kinder instrumentalisiert zu haben. Das alles schon auf den ersten drei (!) Seiten. Ich bin nicht der Meinung, dass man der eigenen Protagonistin nicht kritisch begegnen darf, aber ich habe noch nie eine Biografie gelesen, wo die Autorin so urteilend und wertend mit
read more Verschenkte Gelegenheit: Gescheiterter Versuch, Lucy Parsons zu verstehen